(A)DSL(2+) Entstörung
Stand: 23.01.2011 - Copyright 2011 NetPirate.de

 

Im August 2007 habe ich für meine Familie und mich eine "extreme" UMTS/HSDPA-Richtfunkstrecke über 11km zur Anbindung an das Internet aufgebaut. Diese Verbindung funktioniert mit Ausnahme von ein paar Routerabstürzen und Netzproblemen des Providers bis heute absolut stabil und ohne weitere nenneswerte Probleme. An meinen neuen Wohnort besteht seit August 2008 ein ADSL2+-Anschluß von M-Net. Obwohl für DSL 18.000 die TAL (Teilnehmeranschlußleitung) als grenzwertig zu sehen ist, hat M-Net von Haus aus die volle Leistungsbandbreite geschalten.

 

Meine Ausgangssituation

 

Warum sollte man einen solch guten DSL-Anschluß noch verbessern ?

Ganz einfach, um es mit den Worten von Queen zu sagen: "I want it all" - nein, Spaß beseite. Hier spielen wieder einmal rein technische Gesichtspunkte eine Rolle. Desweiteren will ich auch mit diesem Projekt wieder eine Möglichkeit zeigen, wie man einen schnellen und stabilen Internetzugang bekommen kann, wenn die Qualität der DSL-Verbindung grenzwertig ist. Sicherlich ist dies in diesem Fall etwas übertrieben, aber gerade zu Zeiten eines erhöhten Bandbreitenbedarfs sind Inhaber von DSL(-light)-Anschlüssen zwischen 384 und 3072kbit/s froh, wenn die Bandbreite höher und die DSL-Verbindung stabiler wird.

 

Wie alles begann

Ursprünglich war ich seit der Schaltung des 18Mbit/s ADSL2+-Anschlusses durch M-Net im August 2008 mit der Leistung des Internetzugangs total zufrieden. Im Schnitt einmal pro Monat hatte ich einen 5-15 minutigen Neusynchronisationsversuch des Sphairon-Modems bei dem dann auch meine Internetverbindung kurzzeitig gestört war. Leider traten mit Beginn des Frühjahrs 2009 die ReSyncs (=Neusynchronisation) immer häufiger auf, so daß ich mehrmals mit der M-Net-Hotline Verbindung aufnehmen mußte, um die Ursache dafür heruaszufinden. Besonders ärgerlich wurde es für mich, als ich eines Abends an meinem IP-WebCAM-Projekt arbeiten wollte und über 2 Stunden keine Synchronisation des Modems mit dem DSLAM zustande kam. Hier teilte mir am nächsten Tag ein freundlicher M-Net-Mitarbeiter die TAL-Länge und die Tatsache mit, daß sich das Modem bzgl. des Signal-Rausch-Verhältnisses bei ADSL2+ an der Grenze des Möglichen bewegt. Als Abhilfe könnte man ein niedrigeres Profil (z.B. 16.000 kbit/s) schalten. Aber das stand nicht zur Diskussion und ich begann, mich etwas mehr mit der Grundlagenmaterie der DSL-Technik zu beschäftigen.

 

Erste Überlegungen und Erkenntnisse

Nachdem ich mich etwas über die Technik kundig gemacht habe, erkannte ich, daß sich das SNR (Signal-Rausch-Verhältnis) schon am untersten Ende des Möglichen befindet. Obwohl das DSL-Modem in der Nähe des APL (Amtsabschlußpunkt der Telekom im Haus) mit möglichst kurzen Anschlußleitungen montiert ist und somit hausinterne Störungen größtenteils ausgeschlossen werden konnten, lag das SNR im Downstream bei ca. 3,2dB. Während der Internetstoßzeiten - vorallem in den Abendstunden bei bedeutenden Fußballspielen (IPTV läßt grüssen) - bei weit unter 2,5dB. Was also unternehmen, wenn bei einer ADSL2+-Verbindung das SNR stets größer gleich 3dB betragen sollte?

Da das von M-Net gestellte Sphairon-Modem paßwort-geschützt ist und man das Paßwort auch nicht von M-Net bekommt, hat man es erst einmal sehr schwer die Verbindungsparameter der momentanen Internetverbindung aus dem Modem auszulesen. Irgendwie schaffte ich es dann doch :-).

Die nächste Überlegung war: Gibt es bessere DSL-Modems (Router oder Bridges) als das Sphairon Turbolink 1203 ? Fündig wurde ich durch viele Beiträge in verschiedenen Foren bei der Firma Thomson. Die Ferraris unter den DSL-Modems sind die Geräte der SpeedTouch-Serie. Diese Geräte synchronisieren gerade bei grenzwertigen Leitungen mit den verschiedenen DSLAM-Herstellern sehr "aggressiv", aber auch sehr stabil und bieten durch eine Reihe Zusatztools von Drittanbietern die Möglichkeit die Parameter der DSL-Verbindung sehr exakt auszulesen und graphisch darzustellen. Je nach Version der Firmware lassen sich die Parameter auch durch diese Tools manipulieren.

 

Der (erste) Einkauf

Für mich stand nach den ersten Erkenntnissen, Recherche im Internet und dem vielen Durchstöbern diverser Foren fest, daß ein Thomson SpeedTouch 516i v6 gekauft werden mußte. Leider fand ich außer bei ettlichen Ebay-Auktionen nur einen Händler in Deutschland, der ungebrandete mit original Firmware bestückte Thomson SpeedTouch Geräte ab Werk liefert. Ich bestellte mein SpeedTouch (kurz ST) 516i v6 bei ModemShop.de für 64,- Euro inkl. Versand. Da nur eine einfache Bridge für den Keller benötigt wurde, reicht dieses einfache Gerät völlig aus. Wer natürlich seinen kompletten Router (inkl. WLAN) durch die sehr hochwertigen Thomson Geräte ersetzen möchte, der findet dort auch Geräte mit mehr Ausstattung. Ich persönlich preferiere eine Trennung des DSL-Modems vom Router, da man so flexibler in der Hardware ist und man darüberhinaus das DSL-Modem näher am APL positionieren kann. So kann man schon auf einfache Weise Störungen durch die Hausverkabelung vermeiden.

 

Erste Versuche und Ergebnisse

Das DSL-Modem wurde innerhalb von 2 Tagen geliefert. Nach einer Recherche in verschiedenen Foren entschloß ich mich als allererstes die Firmware des ST 516i v6 auf den neusten Stand zu bringen. Obwohl ältere Versionen der Firmware mehr Möglichkeiten bieten, manuell an den DSL-Parametern "herumzuspielen", entschied ich mich für die neuste Version V7.4.4.7, die man im SpeedTouchforum.de herunterladen kann. Eine Anleitung zum Flashen der Firmware gibt es dort auch. Ein kleiner Tip: Bitte die Anleitung genau lesen und beachten!

Desweiteren habe ich drei Tools im Internet gefunden, mit denen man die DSL-Parameter aus den SpeedTouch-Geräte auslesen bzw. bei entsprechender Firmware auch manipulieren kann.

Ich persönlich setze OrbMT bzw. STMT ein, da mir diese beiden Programme zum Auslesen der DSL-Parameter bzw. zum manuellen ReSync der DSL-Verbindung genügen.

Nachdem die Firmware aktualisiert und die Modemtools auf meinem Notebook installiert waren, konnte der Vergleich zwischen meinem Sphairon Turbolink 1203 und dem Thomson SpeedTouch 516i v6 beginnen. Da die maximale Synchronisierungsrate bei jeder Verbindung bzw. bei jedem ReSync unterschiedlich sein kann, sollte man am besten mehrere Versuche machen und anschließend die Werte mitteln. Desweiteren spielt auf die Tageszeit eine große Rolle, wann man die maximale Synchronisationsrate ermittelt. In den Internetstoßzeiten ist diese erfahrungsgemäß viel geringer, als in den frühen Morgenstunden. Desweiteren spielen auch andere Störquellen, wie z.B. Mittelwellen- und Kurzwellensender, PLC-Geräte, etc., eine große Rolle, da Sie einzelne Trägerfrequenzen des DSL-Signals stören und somit die max. Leitungskapazität einschränken können. Bei MW- und niederfrequenten KW-Sendern tritt dieses Phänomen genau in den Dämmerungs- und Nachtstunden auf. Also sollte man, wenn man den Vergleich zweier DSL-Modems plant, den Versuchszeitraum möglichst in eine störungsarme Zeit legen und beide Modems sehr zeitnah vergleichen.

Mein erster Test fand an einem sonnigen Samstag Mittag stand, an dem erfahrungsgemäß wenig Leute online sind und Rundfunksender (fast) nicht stören. Erwartet hatte ich mir, daß das ST 516i v6 genauso schnell synchronisiert wie das Sphairon, aber der Signalrauschabstand höher ist. Das Ergebnis war: Der Signalrauschabstand war "nur" 0,5dB höher, aber das SpeedTouch synchronisierte durchwegs 300-400kbit/s schneller also "aggressiver" als das Sphairon. Leicht enttäuscht, aber irgendwie trotzdem zufrieden über die etwas höhere Syncronisation, ließ ich das Speedtouch angeschlossen und beobachtete die nächsten Tage mein DSL-Signal. Bild-1 zeigt die Verbindungsparameter bei den ersten Versuchen.

Erste Versuche mit SpeedTouch 516i v6 ohne Enstörmaßnahmen
Bild-1: Erste Versuche mit SpeedTouch 516i v6 ohne Enstörmaßnahmen

 

Erfahrungen nach den ersten Tagen

Während das Sphairon-Modem immer eine wechselnde Synchronisationsrate anzeigte, bleibt diese bei dem SpeedTouch-Modem konstant. Je nach Leitungsqualität änderten sich nur die SNR-Werte. Wenn das ST 516i v6 sich bei einer schlechten Leitungsqualität sich mit einer niedrigeren Rate mit dem DSLAM syncronisiert, dann steigt das SNR bei einer sich verbessernden Leitungsqualität. Genau so ist es umgekehrt: Bei guter Leitungsqualität und hoher Syncronisation, fällt das SNR, wenn die Störungen auf der Leitung zunehmen.

Ebenfalls kann man in den Dämmerungs- und Nachtstunden gut erkennen, daß einzelne Trägerfrequenzen "gezielt" gestört werden. Dies geschieht in meinem Fall durch die Mittelwellensender ERF in Mainflingen (Deutschland) auf 1539kHz und Trans World Radio in Roumoules (Frankreich) auf 1467kHz (s. Bild-2).

Störpeaks bei Tone 340 und 357 (DSL-Trägerfrequenz) in den Abendstunden
Bild-2: Störpeaks bei Tone 340 und 357 (DSL-Trägerfrequenz) in den Abendstunden

Insgesamt macht das SpeedTouch 516i v6 im Betrieb einen stabileren und etwas schnelleren Eindruck als das Sphairon Turbolink 1203. Auch der Nettodurchsatz ist einen kleinen Tick höher als beim Sphairon-Modem. Allerdings sind die empfangssetigen CRC- und HEC-Fehler immer noch recht hoch, was sich letztendlich auch auf die Nettodatenrate (= Synchronisationsrate - Protokolloverhead) auswirkt. Denn je öfters ein Datenpaket erneut gesendet werden muß, umso niedriger wird der Nettodatenfluß und die Latenzzeiten erhöhen sich. Ich kenne dieses Problem auch sehr gut bei Packet Radio (AX.25-Protokoll) im Amateurfunk.

 

Störungsbeseitigung - Ideen und Technik

Durch die hohe Anzahl von CRC- und HEC-Fehlern, den starken Trägerstörungen (s. Bild 2) und vorallem durch Ideen und Themenbeiträgen im Modem-Hilfe-Forum und im SpeedTouch-Forum animiert, machte ich mir Gedanken zur Entstörung meines DSL-Anschlusses - oder sollte man besser sagen - zur Signalaufbereitung.

Welche Arten von Störungen können auftreten ?

Was muß man bei der Entstörung beachten ?

Wie sieht ein DSL-Signal aus ?

Um das Rad nicht neu erfinden zu müssen, verweise ich an diesem Punkt auf folgende Internetseiten, auf denen der Aufbau des ADSL-Signals recht anschaulich erklärt wird:

Wichtig zu wissen ist, daß durch die Aufsplittung des Datensignals in einzelne Frequenzbänder (Tones) bei auftretenden Störungen nur diese gestörten Trägerfrequenzen ausfallen bzw. die Datenrate "nur" auf dem gestörten Träger (Tone) sinkt. Wäre das DSL-Signal ein einzelnes breitbandiges Signal mit einer zentralen Trägerfrequenz, dann würden sich Störungen viel stärker bemerkbar machen und die Nutzdatenrate würde bei Störungen rapide sinken. Als bestens Beispiel dient hier Bild 2, bei dem durch die Mittelwellensender "nur" zwei Träger des DSL-Signals gestört werden.
Desweiteren ist es wissenswert, daß es sich bei DSL um eine symmetrische Signalübertragung handelt. D.h. als Signalinhalt wird nur der Unterschied zwischen beiden Zuleitungen (a-/b-Ader) vom DSLAM zum Modem ausgewertet. Gleichtaktstörungen, die auf beiden Leitungen zu gleichen Anteilen auftreten, werden dagegen nicht ausgewertet.

Wie kann man das DSL-Signal verbessern ?

Leider ist eine aktive Signalaufbereitung (-verstärkung) für den Heimbereich sehr aufwendig und diese sollte idealerweise an dem Punkt der TAL sitzen, an dem das Signal noch die beste Qualität besitzt. Da dieser Punkt irgendwo zwischen dem APL und dem DSLAM liegt und man auf diesem normalerweise keinen Zugang hat, muß man stattdessen versuchen, möglichst viele Störungen, die das Nutzsignal beeinflussen, vor dem Modem zu filtern bzw. zu unterdrücken.

An dieser Stelle greift jetzt die in diesem Projekt vorgestellte Lösung. Da es sich bei dem DSL-Signal um eine symmetrisches Signal handelt, können Gleichtaktstörungen, die auf beiden Adern einer TAL auftreten sehr leicht unterdrückt werden - Gegentaktstörungen dagegen sehr schwer, da dies auch einen direkten Einfluß auf das DSL-Signal haben würde.

Obwohl durch die differentielle Übertragung eine symmetrische Störeinkoppelung eigentlich ohne Auswirkungen auf das Nutzsignal sein sollte, sinkt dennoch bei sehr starker Störeinkoppelung die Gleichtaktunterdrückung (CMRR). Das SNR und somit auch das Nutzsignal werden schlechter, die Synchronisationsrate zwischen Modem und DSLAM sinkt bzw. bei sehr ungünstigen Fällen ist eine Synchronisation gar nicht mehr möglich. Um den Signaleingang des Modems zu entlasten und Gleichtaktstörsignale effektiv zu unterdrücken, bieten sich in diesem Fall stromkompensierte Drosseln (ugs. "Doppeldrosseln") an. Da die einzelnen Trägerfrequenzen (Tones) des DSL-Signals ein Frequenzspektrum von ca. 25 bis 2204 kHz belegen und somit hochfrequenztechnisch gesehen noch recht niederfrequent sind, sollte die Drossel ein hohe Induktivität aufweisen. Um aber auch die komplette Bandbreite effektiv abzudecken, sollte der Filter idealerweise aus mehreren Drosseln bestehen, die dann die verschiedenfrequenten Störeinkoppelungen bedämpfen. Ebenso sollte das DSL-Nutzsignal so wenig wie möglich beeinflußt werden, d.h. die Drosseln sollten eine möglichst geringe Streuinduktivität aufweisen.

 

Erste Versuche

Versuch 1

Meine ersten Versuche machte ich mit zwei Ringkernen, die mir ein Amateurfunkkollege freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte.

  1. Amidon FT240-61 (Datenblatt)
  2. Epcos R58 N30 (Datenblatt)

Da der Amidon leider nur eine geringe Permeabilität aufweist, habe ich diesen für meinen ersten und für die weiteren Versuche nicht eingesetzt. Interessanter war da der Ringkern von Epcos. Diesen bewickelte ich bifilar mit 2x0,1mm² Zwillingslitze (Basteldraht für Weihnachtskrippen) und fügte diese Drossel zwischen Splitter und DSL-Modem (ST 516i v6) ein.

Leider war das Ergebnis mit dem M-Net-Anschluß nicht so aussagekräftig, daß man hätte behaupten können "ja, diese Drossel bringt etwas". Es mußte alles neu geplant und andere hochwertige Ringkerne beschafft werden.

Versuch 2

Animiert durch den ersten Versuch und nach Lektüre der Erfahrungsberichte von "Raid", "Mike500" und den Forenbeiträgen von "TheChemist" und "Grenzwert" im DSL-Modem-Hilfe-Forum machte ich mich an die Auswahl und Beschaffung von hochpermeabelen Ringkernen bei Magnetec.

Folgende Ringkerne wurden gekauft:

Um unterschiedliche Konfigurationen testen zu können, habe ich die Ringkerne bifilar bewickelt und vermessen. Leider habe ich dabei nie die Windungen gezählt, sondern darauf geachtet, daß pro Lage möglichst viele Windungen auf den Kern passen und somit die Induktivität der Drossel möglichst groß wird. Als Meßgerät diente in diesem Versuch ein Wavetek 27XT Taschenmultimeter.

Hier eine Aufstellung der ermitttelten Meßwerte:

 
L1
L2
L3
L4
Ringkern
M-049
M-052
R58 N30
M-049
Lagen
2
2,5
1
1
Material
2x0,14mm² Zwillingslitze
2x0,14mm² Zwillingslitze
2x0,1mm² Zwillingslitze
2x0,14mm² Zwillingslitze
Induktivität
159,7mH
1956mH
31,6mH
41,8mH
Streuinduktivität
6µH
13µH
7µH
4µH
Kapazität
417pF
1048pF
382pF
250pF

Wichtig:
Beim Wickeln der Drosseln ist stets zu beachten, daß die Zwillingslitze eng um den Kern gewickelt wird, damit die Streuinduktivität und somit die Einfügedämpfung der Drossel gering wird.

Getestet habe ich in diesem Versuch die verschiedenen Drosseln zwischen Splitter und DSL-Modem und mußte dabei feststellen, daß erst die große Drossel L2 eine merkliche Besserung des Signals, vorallem bei der Störung durch Rundfunksender brachte. Aber durch die hohe Streuinduktivität verursachte Dämpfung ging die maximale Synchronisationsrate im Vergleich zu einer normalen Kabelverbindung ohne Drossel merklich zurück. Bei den Drosseln L1, L3 und L4 trat wie bereits im ersten Versuch keine nenneswerte Verbesserung auf. Leider habe ich von diesem zweiten Versuch keine Screenshots mehr, die das Ergebniss anhand der mit OrbMT ermittelten Spektren zeigen können. Es mußte also wieder neugeplant und recherchiert werden.

Versuch 3

Dieses Mal sollte es mein erster Komplett- und Langzeitversuch werden. Um die Streuindunktivität von L2 zu verringern, habe ich eine Lage abgewickelt und die Drossel L2 neu vermessen. Wieder kam das Wavetek 27XT Taschenmultimeter zum Einsatz.

Hier eine Aufstellung der neuen Werte von L2:

 
L2
Ringkern
M-052
Lagen
1,5
Material
2x0,14mm² Zwillingslitze
Induktivität
1259mH
Streuinduktivität
9µH
Kapazität
647pF

Desweiteren wurde nun der ganze Aufbau nicht mehr "frei-fliegend" gemacht, sondern alle Komponenten wurden auf einem Brett in die Nähe des NTBA und der TK-Anlage installiert (s. Bild-3).

Um das vollständige Bild anzuzeigen, bitte anklicken
Bild-3: Alle Drosseln auf einem Brett montiert

Wie man auf Bild 3 gut erkennen kann, wurde L1 zwischen APL und Splitter, L2 und L3 zwischen Splitter und DSL-Modem (ST 516i v6) und L4 zwischen Splitter und NTBA geschalten. Das Ethernetkabel, das vom LAN-Port des SpeedTouch zum Lancom-Router im 2. Stock geht, habe ich mit drei Klappferriten als Mantelstromfilter versehen und die Stromzuführung vom Steckernetzteil des Routers ein paar Mal durch einen übrigen Ringkern geführt.

Funktionsweise:
L1 dient zur "Entlastung" des Splitters" und zusammen mit L2 und L3 zur breitbandigen Unterdrückung von Gleichtaktstörungen am Modemeingang. L4 dient zur Entkoppelung des Splitters vom NTBA und der nachgeschaltenen TK-Anlagen.

Ergebnis:
Bild-4 zeigt nun das Spektrum und die Verbindungsdaten mit einer einfachen und kurzen Kabelverbindung zwischen Splitter und Modem. Bild-5 zeigt die Daten mit der oben beschriebenen Unterdrückung von Gleichtaktstörungen.

DSL-Verbindungsdaten ohne Filterung
Bild-4: DSL-Verbindungsdaten ohne Filterung

DSL-Verbindungsdaten mit Filterung aus Versuch 3
Bild-5: DSL-Verbindungsdaten mit Filterung aus Versuch 3

Die DSL-Verbindung ist stabil und selbst zu den Internetstoßzeiten, besonders während der Übertragungen der Championsleague-Spielen (IPTV), hatte ich keine Synchronisationsprobleme mehr. Auch die Störeinstrahlung durch den Mittelwellenrundfunk machte sich nicht mehr so stark bemerkbar, wie ohne der neuen breitbandigen Filterung.

Folgende Zahlen belegen desweiteren die Wirksamkeit der Gleichtaktstörungsunterdrückung:

Für das erste war ich mit dem Ergebnis zufrieden, allerdings störte es mich, daß die eingefügten Drosseln - speziell L2 mit über einem Henry - doch zu einer Erhöhung der Leitungsdämpfung um bis zu 1dB führten und die Synchronisationsrate dadurch meist geringer war, als wenn das DSL-Modem nur mit einem einfachen Verbindungskabel zum Splitter verbunden war.

 

Die endgültige Lösung (Versuch 4 und 5)

Versuch 3 zeigte sehr gut, daß sich die Qualität der DSL-Verbindung bzgl. der Fehlerraten durch stromkompensierte Drosseln massiv verbessern kann. Aber leider erhöhte sich durch die Drosseln auch die Leitungsdämpfung zwischen Modem und DSLAM. Für ein optimales Ergebnis sollte auch dieser Zustand verbessert werden.

Durch weitere Auffrischung meiner elektrotechnischen Kenntnisse und vorallem durch den Erfahrungsaustausch mit meinem Arbeitskollegen Amir arbeitete ich mit seiner Hilfe an einer theoretischen Lösung die Streuinduktivität der Drosseln und die Leitungskapazität der bifilaren Wicklung zu reduzieren. Auch sollte künftig auf eine geringe kapazitive Kopplungen zwischen Ein- und Ausgang der Spulen geachten werden. Ich hoffte, daß sich durch die theoretischen Ansätze schließlich die Dämpfung, die durch das Einfügen der selbstgewickelten Drosseln entsteht, reduziert.

Versuch 4

Um vorallem die Streuinduktivität und die kapazitive Kopplung der großen Drossel L2 zu reduzieren, entschloss ich mich, die maximale Windungszahl auf eine Wicklungslage zu reduzieren, Außerdem wurde ein kleiner Teil des Ringkerns (wenige Millimeter) nicht bewickelt, um die kapazitive Kopplung zwischen Ein- und Ausgang der Drossel zu verringern. Dabei wurden auch alle Spulen neu vermessen. Amir machte mich dabei auf ein Hameg HM 8018 LCR-Meßgerät aufmerksam, welches er zur präzisen Vermessung von Induktivitäten und Kapazitäten bei verschiedenen Meßfrequenzen verwendet.

Folgende Werte konnten nun bei den einzelnen Drosseln ermittelt werden:

 
Meßfrequenz
L1
L2
L3
L4*
Ringkern  
M-049
M-052
R58 N30
M-049
Lagen  
2
1
1
1
Material  
2x0,14mm² Zwillingslitze
2x0,14mm² Zwillingslitze
2x0,1mm² Zwillingslitze
2x0,14mm² Zwillingslitze
Induktivität
100Hz
175,5mH
829,8mH
32,34mH
41,8mH @ 200Hz
 
1kHz
152mH
725,4mH
31,45mH
 
 
10kHz
153,3mH

864mH

30,6mH
 
Streuinduktivität
1kHz
4,0µH
4,5µH
3µH
4µH
 
10kHz
4,03µH
4,46µH
2,9µH
 
Kapazität
1kHz
 
470pF
 
250pF
* gemessen mit Wavetek 27XT aus Versuch 2

Ebenso bin ich bei den letzten Versuchen von OrbMT auf das SpeedTouch ModemTool STMT umgestiegen, da ich mit diesem Tool Langzeitaufzeichnungen der einzelnen DSL-Parameter machen kann und es die Möglichkeit bietet, das Modem sehr einfach zu einem ReSync zu veranlassen, ohne daß es neu gebootet werden muß. Der Weg vom 2. Stock in den Keller, nur um den DSL-Stecker zu ziehen ist doch ein wenig mühsam, auch wenn es die Fitness steigert.

Ergebnis:
Leider brachte die Reduzierung der Anzahl der Windungen auf eine Lage bei L2 keine nenneswerte Reduzierung der Dämpfung. Sobald zwei von den drei Drosseln in die Signalleitung (TAL) eingefügt werden, dann steigt die Dämpfung um mindestens 0,5dB. Bild-6 zeigt die Werte und das Spektrum ohne Filterung und Bild-7 mit der Filterung.

DSL-Verbindungsdaten ohne Filterung als Referenz
Bild-6: DSL-Verbindungsdaten ohne Filterung als Referenz

DSL-Verbindungsdaten mit Filterung aus Versuch 4
Bild-7: DSL-Verbindungsdaten mit Filterung aus Versuch 4

Da dieses Ergebnis nicht zufriedenstellender war, als das von Versuch 3 mußte ich nun doch in den sauren Apfel beißen und die Ringkerne nochmals neu bewickeln. Dies sollte jetzt aber unter genau den Gesichtspunkten geschehen, daß die restlichen Parameter der Drosseln auch für sehr schnelle DSL-Verbindungen optimal sind.

Versuch 5 - Die endgültige Lösung

Um nun die gesamte Thematik neu anzugehen, überlegte ich mir, welcher Typ Leitung am besten für die bifilare Bewicklung der RIngkerne geeignet ist. Hier kam ich mit Amir überein, daß ich es mit einer stark verdrillten Doppelader (Twisted-Pair = TP) versuchen sollte. Idealerweise sollten die beiden Drähte zueinander so eng wie möglich verdrillt sein, aber die einzelnen Windungen so weit wie möglich auseinander. Dies erzeugt eine niedrige Leitungskapazität und eine niedrigere kapazitive Koppelung zwischen den Windungen. Damit die kapazitive Koppelung zwischen Ein- und Ausgang der Drossel auch möglichst gering ist, sollte zwischen erster und letzter Windung ein kleiner (Sicherheits-)Abstand eingehalten werden, auf dem der Ringkern nicht bewickelt wird. Ebenso sollten sich in diesem Bereich die verdrillten Anschlußdrähte nicht kreuzen oder gar parallel verlaufen. Bild-8 zeigt deutlich den Abstand zwischen Ein- und Ausgang der Drossel.

Zum Vergrößern bitte anklicken
Bild-8: Nahaufnahme der Anschlußdrähte der Drossel L2

Um eine ideale verdrillte Doppelader selbst herzustellen, habe ich einige Meter AWG-24 0,5mm (mit dünner Teflonisolierung) mit Hilfe meiner Freundin und einem Akkuschrauber verdrillt. Idealerweise hätte ich auch Kupferlackdraht verwenden können, aber aufgrund der dünnen Lackschicht, war ich mir nicht sicher, ob diese beim Verdrillen und beim Wickeln um die großen Ringkerne nicht verletzt wird und somit ein Fehler in der Isolation ensteht. Es könnte zu einem Spannungsüberschlag führen, denn schließlich liegen auf der TAL Spitzenspannungen bis zu 120V an (Quelle: NetzMafia.de). Dieses Risiko wollte ich einfach nicht eingehen.

So hab ich die Drosseln L1, L2 und L3 mit der selbst-verdrillten Zwillingsleitung neu bewickelt. L4 ließ ich bestehen, da sich diese Drossel im Telefoniezweig zwischen Splitter und NTBA befindet und für die Dämpfung des DSL-Anschlusses keine Rolle spielt.

Hier ist die Tabelle mit den neu ermittelten Meßwerten der Drosseln:

 
Meßfrequenz
L1
L2
L3
L4*
Ringkern  
M-049
M-052
R58 N30
M-049
Lagen  
1
1
1
1
Material  
2x0,5mm AWG-24 TP**
2x0,5mm AWG-24 TP**
2x0,5mm AWG-24 TP**
2x0,14mm² Zwillingslitze
Induktivität
100Hz
118,1mH
915,5mH
32,34mH
41,8mH @ 200Hz
 
1kHz
103,3mH
797,4mH
31,45mH
 
 
10kHz
100,8mH

782mH

30,6mH
 
Streuinduktivität
1kHz
2,8µH
4,1µH
3µH
4µH
 
10kHz
2,77µH
4,10µH
2,9µH
 
Kapazität
1kHz
260pF
416,6pF
263pF
250pF
* gemessen mit Wavetek 27XT aus Versuch 2
** selbst-verdrillte Zweidrahtleitung

Allein die neu ermittelten Meßwerte der frisch gewickelten Drosseln machten Hoffnung, daß die Dämpfung nun geringer und die Synchronisationsrate vielleicht auch höher ausfallen wird. Es wurden wieder alle Drosseln auf das Brett montiert (s. Bild-9) und nacheinander in die DSL-Leitung geschalten. An die Ausgangdrähte von L3 habe ich direkt einen RJ11-Stecker zum Modem crimpen können.

Um das vollständige Bild anzuzeigen, bitte anklicken
Bild-9: Alle neuen Drosseln sind wieder montiert und verkabelt

Endlich hatte alles montiert und schon die erste Messung brachte folgendes Ergebnis: Ich hatte eine sagenhafte Synchronisationsrate von 20.473kbit/s (s. Bild-10 und Bild-11). Eine solche hohe Rate hatte ich in allen Messungen zuvor noch nie erreicht. Leider blieb Sie an diesem Abend nur für ein paar Minuten stabil und fiel dann auf 20.132kbit/s zurück.

DSL-Verbindungsdaten ohne Filterung als Referenz
Bild-10: DSL-Verbindungsdaten ohne Filterung als Referenz

DSL-Verbindungsdaten mit endgültiger Filterung (Versuch 5)
Bild-11: DSL-Verbindungsdaten mit endgültiger Filterung (Versuch 5)

Obwohl diese hohe Synchronisationsrate nicht von Dauer war und sie nach einem ReSync auf 20.132kbit/s zurückfiel, blieb dieser dann das ganze Pfingstwochenende stabil. Erst am Pfingstmontag, 1.6.2009, als ich wieder eine Neusynchronisation anstieß, konnte der hohe Wert noch getoppt werden. Das SpeedTouch 516i v6 synchronisiert mit 20.535kbit/s und hält diese fast 19 Tage (s. animiertes Bild-12), obwohl das SNR zwischenzeitlich auch auf 1,0dB fällt und gerade in den Morgen- und Abendstunden noch immer leichte Störungen durch die beiden Mittelwellenrundfunksender auftreten. Erst nachdem ich das Netzteil aus der Steckdose ziehen mußte, um den neugebauten 2-stufigen Netzfilter einzubauen, brach diese hohe Synchronisationsrate leider ab.

Stabile Synchronisation trotz z.T. sehr niedrigen SNR über mehrere Tage
Bild-12 (animiert): Stabile Synchronisation trotz z.T. sehr niedrigen SNR über mehrere Tage

Bei einer solchen "aggressiven" Synchronisation mit grenzwertig schwankendem SNR sind die CRC- und HEC-Fehlerraten natürlich wieder ein wenig höher, aber bei weitem nicht mehr so hoch, wie sie ohne den drei stromkompensierten Drosseln waren. Auch die Nettodatenrate ist jetzt fast 500kit/s höher als früher und bricht auch bei den Internetstoßzeiten nicht mehr so stark ein. Diverse Internet-Speedtests wie z.B. bei SpeedTest.net oder im Kundencenter von M-Net zeigen dies recht deutlich (s. Bild-13 und Bild-14). Besonders überrascht war ich, als selbst bei einem SNR von nur noch 1,0dB die Synchronisationsrate und vorallem der Nettodurchsatz stabil geblieben sind (s. animiertes Bild-12 und -13). Es wundert mich vorallem, daß seit dem 4. Tag auch die Träger (Tones) 59-64 (Lücken bei 62 und 64) genutzt werden (s. Bild-12). Dies war bei meinen ganzen Versuchen voher noch nie der Fall.

Speedtest bei SpeedTest.net
Bild-13 (animiert): Speedtest auf SpeedTest.net

Speedtest im M-Net Kundencenter
Bild-14: Speedtest im M-Net Kundencenter

Zu den diversen im Internet kursierenden Internetspeedtests muß ich bemerken, daß diese nur die Nettodatenrate messen, aber genau diese Messung durch den Aufbau des Internets nicht immer aussagekräftig ist. Besser eignet sich zur Bestimmung der Nettodatenraten ein Up- bzw. -Download zu einem schnellen FTP-Server. Ebenso darf man sich nicht von der Synchronisationsrate täuschen lassen. Von dieser muß nämlich noch der Protokolloverhead und die fehlerhaft gesendeten Datenpakete, die bei einem zu hohen Auftreten auch die Nettodatenrate negativ beeinflussen, abziehen. Nur so kann man den eigentlichen Nettodatendurchsatz empirisch ermitteln.

Diesen Nettodurchsatz kann man aber auch berechnen. In der c't (Heft 20/2001 ab Seite 210) findet man die Grundlagen zum Berechnen des theoretischen Nettodatendurchsatzes.

Bei einer MTU von 1492 gilt folgende vereinfachte Formel:

Nettodatenrate = Synchronisationsrate * (1452/1696)

In Versuch 5 gelten somit folgende theoretischen Nettodatenraten:

Download-Nettodatenrate = 20.535kbit/s * (1452/1696) = 17.580,67kbit/s
Upload-Nettodatenrate = 1.213kbit/s * (1452/1696) = 1.048,48kbit/s

Also stimmen die bei SpeedTest und M-Net ermittelten Datenraten recht gut mit den thereoretisch berechneten überein.

 

Erstes Fazit

Wie ich jetzt durch alle meine Versuche erkennen mußte, bringt eine einzelne stromkopmpensierte Drossel nicht die volle gewünschte Wirkung. Erst eine Kombination von zwei bis drei in Reihe geschalteten stromkompensierten Drosseln mit unterschiedlichen Kenndaten bzgl. der Wirkung auf verschiedene Frequenzbereiche erzielt ein optimales Ergebnis. Man muß beachten, daß gerade bei ADSL2+ das Frequenzspektrum des DSL-Signals mit ca. 2,2MHz sehr breitbandig ist, aber dieser Frequenzbereich auch schon bei sehr niedrigen Frequenzen beginnt.

Daher habe ich versucht, mit drei Drosseln unterschiedlicher Induktivität und unterschiedlicher Permeabilität des Ringkerns diese Breitbandigkeit zu erreichen. Leider steigt durch das Einfügen mehrerer Drosseln auch die Einfügedämpfung. Deshalb mußte auch der kapazitive Einfluß und die Streuinduktivität der Drosseln optimiert werden. Schließlich brachten alle Maßnahmen den gewünschten Erfolg und übertrafen diesen sogar.

Bei dem SpeedTouch 516i v6 mit Firmware V7.4.4.7 konnte ich ebenso feststellen, daß das Modem immer versucht mit einer möglichst hohen Datenrate zu synchronisieren, solange der vom DSLAM vorgegebene Signalrauschabstand bei mindestens 3dB liegt. Dies sieht man schön bei dem animierten Bild-12, wo die hohe Syncronisation mit dem DSLAM bei 3dB SNR beginnt, während das SNR über die Tage stetigt schwankt und langfristig gesehen fällt. Man erkennt dort auch deutlich das Bitswapping zur Aufrechterhaltung der Synchronisationsrate und somit der Bandbreite des DSL-Signals. Ich persönlich hatte eigentlich damit gerechnet, daß ab einem SNR von <=1,5dB ein automatischer ReSync erfolgt, aber dieser blieb sogar bei nur 1,0dB SNR über den gesamten Zeitraum aus.

Alles in allem kann ich mir mit diesen Ergebnissen sehr gut vorstellen, daß eine gut optimierte Unterdrückung von Gleichtaktstörungen auf der TAL - vorallem bei "schwachbrüstigen" DSL-Anschlüssen - und ein sehr gutes DSL-Modem eine deutliche Verbesserung in punkto Geschwindigkeit und Stabilität bringt.

 

Was kann man sonst noch verbessern ?

Nachdem seit über 14 Tagen diese sagenhafte Verbindung bestand, aber dennoch speziell in den Abend- und Morgenstunden die Störpeaks der beiden oben genannten Mittelwellensender auftreten, mache ich mir doch noch ein paar Gedanken zur besseren Entstörung des Ethernetanschlusses und der Stromversorgung. Außerdem plane ich eventuell noch, die verbliebenen freien Telefonleitungen, die vom APL zur Verteilerdose gehen direkt an der Potentialausgleichsschiene zu erden. Die Länge der Verbindungsleitung vom APL zum Verteiler beträgt zwar nur ein paar Meter, aber schaden kann diese Maßnahme sicherlich nicht.

Bei der Ethernetverbindung füge ich nun statt dem kurzen CAT5e-Kabel mit 3 Klappferriten (s. Bild-3 und Bild-9) eine selbstgewickelte Ethernet-Drossel ein. Diese besteht aus 2m CAT5e UTP-Kabel, welches um einen weiteren Epcos R58 N30 Ringkern (Datenblatt) gewickelt wird (Bild-15). Zusätzlich werden noch ein bis zwei Klappferrite angebracht.

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Bild-15: Ethernet-Drossel mit zusätzlichen Klappferrit

Die Stromversorgung des Modems soll durch einen Netzfilter, der zweistufig aus zwei einphasigen Schurter Netzfiltern des Typs 5500.2014 (Datenblatt) aufgebaut wird, von Störeinflüssen befreit werden. Da das Netzteil des SpeedTouch 516i v6 nur ein einfaches Wechselspannungsnetzteil mit sekundärseitgen 18V AC ist, soll der zweistufige Aufbau gewährleisten, daß sich auch im niederfrequenten Frequenzspektrum des DSL-Signals keine Störeinflüsse mehr über das Netzteil in das Modem einkoppeln können bzw. in einem möglichst hohen Maße bedämpft werden.

Einkaufsliste für den Netzfilter (z.B. bei Völkner):

Die Kosten Für den Filter betragen ca. 25 Euro. Wer möchte, kann sich auch gleich noch einen Überspannungsschutz mit in den Filter integrieren. Ich habe darauf verzichtet. Bild-16 zeigt den fertig aufgebauten Netzfilter im Gehäuse.

Zum Vergrößern bitte anklicken
Bild-16: Der fertig aufgebaute Netzfilter mit geöffnetem Gehäuse

Um den Netzfilter nun in die gesamte Konstruktion zu integrieren, mußte ich leider des Netzteil ausstecken und somit die seit fast 19 Tagen anhaltende sagenhafte Synchronisationsrate von 20.535kbit/s unterbrechen. Mit der neugesetzen Steckdose war nun auch genügend Platz für den bei der Auswahl des Gehäuses "etwas groß" geratenen Netzfilter vorhanden (Bild-17).

Integration des Netzfilters
Bild-17: Integration des Netzfilters

Wenn man nun auf Bild-17 klickt, sieht man sehr gut den gesamten Aufbau der Entstörmaßnahmen. Ebenso fällt auf, daß bei der Ethernetdrossel noch ein zweiter Klappferrit angebracht wurde und jetzt durch die Verkürzung des Abstands vom Netzteil zum Modem die Möglichkeit bestand, mit den Anschlußkabel des Netzteils noch mehr Windungen auf den Ringkern, der sich auf der Sekundärseite des Netzteils befindet, zu wickeln.

 

Zweites Fazit

Leider ist durch das Einfügen des Netzfilters und des daraus resultierenden Stromverlusts des Modems diese "Traum-Synchronisationsrate" zusammengebrochen. Da in unserer Gegend aber einerhalb Tage später ein starkes Gewitter mit kurzen Stromaussetzern war, wurde mein Gewissen schon wieder beruhigt, denn spätestens an diesem Zeitpunkt wäre auch diese Verbindung zusammengebrochen.

Ich mußte mich somit erst einmal wieder auf die neuen Vorraussetzungen einstellen und Meßergebnisse sammeln, um ein zweites und endgültiges Fazit meiner Entstörversuche zu bekommen. Hier ist es nun endlich.

Der Netzfilter bringt in meinem Fall doch noch eine merkliche Reduzierung der Störungen durch die beiden Mittelwellensender. Trans World Radio auf 1467kHz taucht fast gar nicht mehr im Spektrum auf und die Störungen von ERFauf 1539kHz sind deutlich schmalbandiger und niedriger als ohne diese ganzen Maßnahmen. Man muß dabei auch wissen, daß dieses Haus mit zu den wenigen Häusern hier in der Nachbarschaft gehört, das noch per Dachständer mit Strom versorgt wird und somit ein (Groß-)Teil der Rundfunkeinkoppelung nicht nur über die TAL sondern auch über die Freileitungen kommen können. An diese Tatsache hatte ich am Anfang meiner Versuche noch nicht gedacht.

Die letzten Screenshots in den animierten Bildern Bild-12 und Bild-13 habe ich kurz vor dem Ausstecken des Modemnetzteils gemacht. Hier betrug das SNR nur noch 1,5dB. Da das SpeedTouch 516i v6 mit Firmware V7.4.4.7, wie bereits oben erwähnt, immer die max. Synchronisation bei einem vom DSLAM vorgegebenen Target-SNR von ca. 3,0dB ermittelt, konnte eine Synchronisation von über 20Mbit/s somit nicht mehr erreicht werden. Zur Zeit synchronisiert das Modem mit ca. 19,5 Mbit/s (+- 200kbit/s). Allerdings konnte ich jetzt dadurch auch feststellen, daß man wieder höhere stabile Synchronisationraten erhalten kann, wenn man ab einem SNR von 4dB oder höher einen manuellen ReSync auslöst. Das Modem ermittelt anschließend wieder bei einem Mindest-SNR von 3,0dB die max. Synchronisationsrate, die jetzt aufgrund des vorher höheren Signalrauschabstands natürlich ebenso höher ausfallen wird. Die praktische Erfahrung am ersten Tag nach Einfügen des Netzfilter zeigte, daß man pro 0,5dB mehr Signalrauschabstand (ab einem SNR von 3,0-3,5dB gerechnet) eine höhere Synchronisation von ca. 300kbit/s erwarten kann.

Wie bereits angekündigt habe ich auch testweise die restlichen freien Aderpaare vom Verteiler zum APL direkt an der Potentialausgleichsschiene geerdet. In meinem Fall brachte dies leider keine Verbesserung des Signals und somit wurde dieser Ansatz nicht mehr weiter verfolgt.

Ich bin nur gespannt, wann die Leitung wieder so "rein" ist, daß eine Synchronisation von 20,5 Mbit/s erreicht werden kann. Denn leider ist der Nettodurchsatz direkt proportional zur max. Synchronisationsrate und da merkt man den Verlust von 1Mbit/s dann doch ein wenig mehr. Mit den durch dieses Projekt gewonnenen Erkenntnissen kann ich nun unsere DSL-Leitung aktiv beobachten und zur gegebenen Zeit einen manuellen ReSync zur Steigerung der Datenrate auslösen. Mal sehen, wie sich das mit der Zeit entwickelt.

 

Vergleichstest zum Abschluß

Zum (vorläufigen) Abschluß meiner Versuche und meines Projekts habe ich nochmals den Anschluß in den ursprünglichen Zustand ohne Entstörmaßnahmen zurückgebaut und einen Vergleichstest zwischen dem Sphairon Turbolink 1203 und dem Thomson Speedtouch 516i v6 mit und ohne aller Entstörmaßnahmen gemacht.

Sphairon Turbolink 1203 (Vertragsmodem von M-Net)

Folgende Screenshots zeigen die Modemdaten des Sphairon-Modems mit und ohne den von mir gemachten Entstörmaßnahmen. Für mich war in diesem Versuch besonderns interessant, daß das Sphaironmodem ohne Entstörmaßnahmen innerhalb kürzerster Zeit eine sehr hohe CRC-Fehlerrate erzeugt. Ebenso kann hier gut die Einfügedämpfung von ca. 0,5dB durch die sromkompensierten Drosseln L1, L2 und L3 erkennen, da das Sphairon Modem die Dämpfungswerte in Zehntel-Dezibel anzeigen kann.

Sphairon Turbolink 1203 OHNE Entstörung
Bild-18: Sphairon Turbolink 1203 ohne Entstörmaßnahmen

Sphairon Turbolink 1203 MIT Entstörung
Bild-19: Sphairon Turbolink 1203 mit Entstörmaßnahmen

Thomson Speedtouch 516i v6

Bei dem Speedtouch Modem fällt auf, daß es erst einmal mit einer höheren Rate als das Sphairon synchronisiert. Dies war mir auch schon an den ersten Tagen meiner Versuche aufgefallen.. Im Gegensatz zum Sphairon-Modem ist die CRC-Fehlerrate aber auch schon ohne Entstörmaßnahmen bedeutend niedriger und reduziert sich mit diesen nochmals deutlich.

Thomson SpeedTouch 516i v6 OHNE Entstörung
Bild-20: Thomson SpeedTouch 516i v6 ohne Entstörmaßnahmen

Thomson SpeedTouch 516i v6 MIT Entstörung
Bild-21: Thomson SpeedTouch 516i v6 mit Entstörmaßnahmen

Insgesamt ist mir bei diesem Vergleichstest aufgefallen, daß durch die drei stromkompensierten Drosseln und deren Streuinduktivität die Dämpfung nach der TAL um ca. 0,5dB steigt. Daraus resultiert im Vergleichtest zwar eine etwas geringere Syncronisationsrate, die meines Erachtens nach aber durch die weitaus höhere Verbindungstabilität und geringere CRC-Fehlerrate vollständig kompensiert wird. Die hohe Synchronisationsrate von 20.535kbit/s bei einem SNR von 1dB belegen dies deutlich bei der Langzeitverbindung von Versuch 5 (Bild-12 und -13).

Bild-21 zeigt zum Abschluß den Gesamtaufbau mit allen Komponenten. Wenn man auch das Bild klickt, sieht man auch die Beschriftung aller Komponenten.

Um das vollständige Bild anzuzeigen, bitte anklicken
Bild-22: Gesamtaufbau bei Abschluß des Projekts

 

Langzeiterfahrungen

Wie schon im zweiten Fazit geschrieben wurde, konnte die hohe Synchronisationsrate von 20,5Mbit/s seitdem nicht mehr erreicht werden. Allerdings ist das Modem nun seit über 81 Tagen mit 19.531kbit/s bei einem SNR zischen 1dB und 3dB synchronisiert (s. Bild-23). In dieser lang anhaltenden Synchronisation wurden auch wieder zusätzliche Trägerfrequenzen (Tones) zwischen dem Up- und Downlink aktiv. Die Erklärung für dieses Phänomen findet man unter den Stichworten "overlapped spectrum" und "Digital Spectrum Management" (dt. Erklärung) innerhalb der Spezifikation von ADSL(2+).

Spektrum und Modemstatistik mit SNR- und Fehlerverlauf der letzten Stunden
Bild-23 (animiert): Spektrum und Modemstatistik mit SNR- und Fehlerverlauf der letzten Stunden

Wie man schön im Bild-23 erkennen kann, schwankt der Signalrauschabstand im Downstream tagsüber zwischen 1,5 und 2,5dB. Obwohl dieser so niedrig ist, beträgt die Nettodatenrate stets um die 16,7Mbit/s und bricht nicht aufgrund einer hohen Fehlerrate ein.

Seitdem ich das DSL-Modem komplett entstört habe, traten außer bei manuellen ReSyncs oder Stromausfällen keine Verbindungsabbrüche mehr auf. Der Signalrauschabstand wird zwar mit der Zeit, vorallem seit Sommerferienbeginn in Bayern, immer etwas schlechter, aber die Verbindung reißt deswegen nicht ab. Ich bin nun gespannt, wie sich das Ganze entwickelt, wenn die Temperaturen und damit auch der Leitungswiderstand im Kabelbündel und in den Verteilern fallen. Vielleicht ist ja dann wieder eine höhere Synchronisation möglich. Allerdings spricht die Tatsache dagegen, daß immer mehr schnelle Anschlüße geschalten werden und somit das Übersprechen im Kabelbündel steigt. In diesem Punkt ist somit erst einmal Abwarten angesagt.

Aber - vielleicht hilft ja auch noch ein aktueller Splitter - der liegt seit über 8 Wochen parat - und ein neuerer NBTA noch weiter, die Sychronisationsrate hoch zu halten. Denn wenn die Drossel L4 und den bestehenden NTBA (s. Bild-22) vom Splitter getrennt wird, vergrößert sich der Signalrauschabstand um gut 0,5dB. Sobald die Synchronisation nun das nächste Mal abbricht, werde ich diese beiden Komponenten testen.

Nach 82 Tagen und 10 Stunden ist die Synchronisation nun zusammengebrochen. Warum dies geschehen ist, kann ich nicht nachvollziehen, aber die Neusynchronisation funktionierte sofort - allerdings nur noch mit 18.891kbit/s. Wie es scheint, hatte ich mit meinen Vermutungen recht und es wurden in den vergangenen Monaten mehr ADSL2+-Anschlüße in der Nachbarschaft geschalten. Besondere Störungen kann ich anhand der gemessenen Spektren nicht feststellen.

Wenginstsn konnte auch jetzt einen aktuellen ADSL/VDSL-Splitter der T-Com im Vergleich zu meinem T-Com-Resale-Splitter von M-Net testen und bei dieser Gelgenheit den "alten" NTBA gegen ein neues Modell tauschen. Da beide Splitter vom Aufbau und Innenleben gleich zu sein scheinen, war das Ergebnis nicht überraschend: Ich konnte keinen Unterschied feststellen. Eine Verbesserung brachte allerdings der Austausch des NTBAs. Nachdem ich bei Anschluß des alten NTBAs an den Splitter einen leichten negativen Einfluß auf die Synchronisationsrate feststellen konnte, verschwand dieser, nachdem ein aktuelles Modell angeschlossen wurde. Ebenso konnte ich bei diesen Versuchen konnte ich auch nochmals den Einfluß der Außentemperatur auf die Dämpfung der TAL feststellen. Seitdem bei uns der Winter Einzug gehalten hat und die Temperatur seit einer Woche unter 10 °C - z.T. nur um die 0-3 °C - ist, ist auch die Leitungsdämpfung um ein paar Zehntel gefallen. Leider gleicht dies das Übersprechen der neu geschalteten DSL-Anschlüße in der TAL nicht aus..

Wie man insgesamt gut erkennen kann, haben viele Faktoren Einfluß auf das DSL-Signal. Erst wenn man versucht alle diese bestmöglichst zu eliminieren, bekommt man eine sehr stabile DSL-Verbindung, die auch bei starken Störeinkoppelungen nicht abbricht.

 

Danksagung

An fast letzter Stelle muß ich mich jetzt nochmals bei Amir bedanken, der mir mit Rat, Tat und Meßgerät zur Seite stand und vorallem meiner Freundin, die bei diesem Projekt soviel Geduld mit mir hatte. Denn schließlich nahmen die vielen Versuche und auch die Dokumentation reichlich Zeit in Anspruch. Von den Kosten für ein neues Modem, Netzfilter und die Ringkerne möchte ich gar nicht mehr reden. Sie hatten ohne Zweifel einen sehr niedrigen WAF ("Woman-Acceptance-Factor").

Indirekt muß ich mich auch noch bei den Beitragserstellern "TheChemist" und "Grenzwert" im Modem-Hilfe-Forum bedanken. Durch Ihre Beiträge bin ich erst auf die Idee gekommen, mich mit der Entstörung eines (A)DSL(2+)-Anschlusses zu beschäftigen. Ich hoffe Sie haben Verständnis, wenn die DSL-Leitung, bei der ich die Entstörung gemacht habe, nicht so "grenzwertig" ist, wie die von anderen Anschlußbesitzern mit sehr langen Teilnehmeranschlußleitungen.

 

Nützliche Links rund um dieses Projekt

1. eingesetzte Modems und Router

2. Tools zum Modem auslesen

3. DSLAM Informationen

4. Informationen rund den Telefonanschluß und die Verkabelung (Analog und ISDN)

5. Tipps zur Fehlersuche und zum Entstören

6. Foren und Communities

7. Shops

8. Speedtest-Seiten im Internet

 

Nützliche Links um tiefer in die DSL-Technik einzusteigen

1. DSL-Grundlagen

2. stromkompensierte Drosseln

3. Übersprechen

4. Störfestigkeit

 

Weitere Fragen und Antworten

Wie bereits bei meinem UMTS/HSDPA-Projekt habe ich bewußt nicht alle kleinsten Details auf dieser Seite veröffentlicht. Jeder, der Hilfe benötigt oder noch Fragen hat, kann sich gerne per Email an mich wenden. Bitte haben Sie aber Verständnis, wenn ich nicht jedem sofort antworten kann. Auch werde ich keine fertigen Lösungen (weder praktischer noch theoretischer Natur) für andere Personen erstellen, da ich der Meinung bin, daß sich jeder Internetnutzer ein wenig Grundwissen für ein solches Projekt über das Internet an eignen kann. Sollten Sie allerdings Fehler in meiner Dokumentation entdecken, würde ich Sie bitten mir kurz Bescheid zugeben.

Dieses Projekt soll somit wieder einen Anreiz schaffen, gerade bei grenzwertigen DSL-Verbindungen einen stabilen und vielleicht auch schnelleren Betrieb zu ermöglichen.

Viel Spaß bei Ihrem eigenen Projekt !